JÖRG ALFF DER EIFELRUNNER IM HANAUER ANZEIGER
(Quelle: Hanauer Anzeiger vom 30/November/2016)
Langenselbold. Der Langenselbolder Langstreckenläufer Jörg Alff hat schon zahlreiche Pokale und Medaillen geholt. Vor drei Jahren bekam er jedoch eine schreckliche Diagnose: Hodenkrebs. Doch davon ließ sich der 52-Jährige jedoch nicht entmutigen, kämpfte sich zurück ins Leben und musste dann einen erneuten Rückschlag hinnehmen.
Artikel vom 30. November 2016 – 10:22 Uhr
Von Hannah Pompalla
„Ich war immer gesund, agil und fit. Ich konnte mir das gar nicht erklären, dass es ausgerechnet mich, den Sportler, trifft“, sagt der sogenannte Eifelrunner. Seit 25 Jahren läuft Alff, der im rheinland-pfälzischen Prüm geboren wurde, für seinen Heimatverein, den VfL 09 Jünkerath. Auch für die Laufgemeinschaft LG Vulkaneifel tritt er bei Wettkämpfen und Meisterschaften von 5000 Metern bis zum Marathon an den Start.
Als der Krebs am 12. September 2013 bei einer Vorsorgeuntersuchung entdeckt wurde, ging alles ganz schnell: Bereits am nächsten Tag ließ sich Alff operieren. Dabei wurde der linke Hoden entfernt. Im Oktober war er wieder zu Hause.
Alff führt Tagebuch
Anstatt das Thema zu verdrängen, hat sich der Sportler, der bei der Commerzbank in Frankfurt arbeitet und seit fünf Jahren dortiger Team Captain beim J.P. Morgan Firmenlauf ist, aktiv mit dem Krebs befasst und führte Tagebuch. „Ich bin ganz offen mit Freunden, Familien und Arbeitskollegen umgegangen“, sagt er.
Bereits vier Wochen nach der Diagnose ging Alff wieder laufen. „Ich habe gespürt, dass ich das alles noch kann – und das Laufen hat mir dabei geholfen, mit der psychischen Belastung umzugehen“, erklärt der 52-Jährige.
Rückschlag nach OP
Der Läufer feierte eine Art Comeback: Im September 2014 holte er etwa den Westdeutschen LGV-Mannschaftstitel über die Halbmarathon-Distanz (21,1 Kilometer) und sicherte sich auch den Titel des WDM-Vizemeisters M50.
Jedoch erlitt Alff zwei Jahre nach der OP einen herben Rückschlag. Bei der Nachsorge wurde ein auf zwei Zentimeter vergrößerter Lymphknoten entdeckt. „Diese Zeit war noch schlimmer als der Hodenkrebs“, sagt er. Denn der ihn behandelnde Chirurg des Frankfurter St. Krankenhauses schlug ihm vor, an einer neuen Studie teilzunehmen. Diese sah eine Mischung aus Chemo- und Strahlentherapie vor.
“Schlaflose Nächte”
Jedoch nannte der Chirurg nur den Namen der Studie. Wo diese stattfinden sollte, musste Alff selbst recherchieren. „Das hat mir schlaflose Nächte bereitet“, sagt Alff, der sich etwas alleine gelassen gefühlt habe. „Man musste sich sozusagen als Patient selbst entscheiden, was für einen das Beste ist“, sagt er.
Es folgten langwierige Recherchearbeiten. Das Streuen hätte dabei jederzeit beginnen können. „Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man weiß, dass etwas in einem wächst und man dabei nichts sieht und fühlt“, berichtet er. Schließlich habe er mit seiner Frau Ivonne festgestellt, dass diese Studie in Düsseldorf stattgefunden hätte, wo er sechs Wochen lang hätte bleiben müssen.
Strahlentherapie im Klinikum Hanau
Solange wollte Alff jedoch nicht von zu Hause fort, zumal diese neuartigen Therapie noch keine medizinischen Erfolge nachweisen konnte. Somit entschied er sich für eine Strahlentherapie im Klinikum Hanau. Für die Therapie ab Anfang März dieses Jahres musste er auch nicht stationär behandelt werden. Dort fühlte er sich gut aufgehoben, und auch die moderne Abteilung begeisterte ihn.
In der zweiten und dritten Woche ging er sogar für jeweils 30 Minuten joggen, obwohl er gesundheitlich geschwächt war. Dies habe ihm sehr gut getan. „Man muss etwas finden, das einem Kraft gibt. Das muss auch kein Sport sein, aber eben etwas, dass einen begeistert“, betont Alff.
Reha tut gut
Auch die dreiwöchige Reha in Bad Soden-Salmünster hat ihm gefallen. „Es war eine tolle Zeit, die Reha hat mir richtig gut getan“, sagt Alff. Jeden Tag herrschte ein abwechslungsreiches Programm mit verschiedenen Therapieformen. Auch der Austausch mit Gleichgesinnten habe ihm geholfen – ebenso wie das Laufen an der Salz.
Im Mai ging er wieder arbeiten. Derzeit macht ihm allerdings eine Verletzung am Sprunggelenk zu schaffen. Diese sei schon seit einem Jahr latent vorhanden, hätte sich aber erst im Sommer bemerkbar gemacht. Bis Ende dieses Jahres geht er noch in die Physiotherapie, und so steht statt Laufen nun erstmal unter anderem Schwimmen, Aquajogging und Mountain-Biking auf dem Programm. In fünf Jahren soll er dann als geheilt gelten.
Rückschläge als Chance betrachten
„Ich möchte andere Menschen dazu ermuntern, ihr Schicksal in die Hand zu nehmen und das Beste daraus zu machen“, sagt er. Denn auch in seiner Karriere als Läufer habe er gelernt, nach Niederlagen wieder aufzustehen und Rückschläge als Chance zu betrachten, um noch schneller und besser zu werden. Schließlich sei die Gesundheit, sowohl körperlich als auch seelisch und geistig, das wichtigste, was der Mensch besitze.